Bad Reichenhall – die alte Salzstadt

Bad Reichenhall hat Geschichte, das Salz, Bier und Genuss - (c) Jörg Bornmann

Jürgen Merks, der Stadtführer, wartet schon in einer kurzen bestickten Lederhose, Trachtenhemd und Weste vor dem Rathaus in Bad Reichenhall. Um vierzehn Uhr beginnt die Stadtführung. Als erstes geht es zur Alten Saline von 1838, dem Wahrzeichen der Stadt. Die riesigen, dreizehn Meter großen Wasserräder zum Antrieb der Pumpen drehen sich seit 1850 mit einem weit hörbaren Glockenton. Die Saline in Bad Reichenhall ist die schönste Saline der Welt.

Schon in der Bronzezeit, 1800 vor Christus, war die Region besiedelt. Die Kelten und auch die Römer nutzten die Solequellen zur Salzgewinnung. Der Agilolfinger Herzog Theodo II. schenkte Bischof Ruprecht einen Teil der Reichenhaller Saline. Mit den Erträgen aus dem Salz sollte die Christianisierung vorangetrieben werden. Jahrhundertelang lebte Reichenhall von dem Handel mit dem Weißen Gold sehr gut, denn das Salz war wie eine Gelddruckmaschine. Es gab kriegerische Konflikte zwischen den Hallgrafen und den Bayernherzögen. 1196 ließ der Salzburger Erzbischof Adalbert II. die Saline und die Stadt niederbrennen. Die Salzproduktion war daraufhin für Jahrzehnte zusammengebrochen. Durch die Verstaatlichung des Salzhandels setzte ab 1587 ein neuer Aufschwung ein.1613 wurde eine weitere Solequelle entdeckt. Da mittlerweile in Reichenhall und Umgebung das Brennholz zum Befeuern der Salzpfanne fehlte, wurde die erst Pipeline der Welt nach Traunstein gelegt und später bis Rosenheim verlängert, denn dort gab es noch genügend Holz. 1834 brach in einem Reichenhaller Sudhaus Feuer aus. Der Großbrand zerstörte die Stadt nahezu. In nur wenigen Jahren wurden die Häuser aber wieder aufgebaut.

Eine neue Einkommensquelle wurde gefunden: Die salzhaltige Sole hat sich bei Atemwegserkrankungen bewährt. 1846 eröffnete das „Curhaus Achselmannstein“, das erste Kurhotel der Stadt. Nachdem der junge Bayernkönig Maximilian II. für fünf Wochen in Bad Reichenhall war, gab es einen Aufschwung im Kurbetrieb. „Da gehen wir jetzt hin, der König war dort“, hieß es. Hotels, Gasthöfe, Villen im Jugendstil und neue Bäderanlagen wurden gebaut und internationales Publikum strömte nach Reichenhall. Seit 1899 darf sich Reichenhall „Bad Reichenhall“ nennen. Nach den zwei Kriegen gab es erneute Einbrüche, denn es kamen nur noch wenige Kurgäste. Doch langsam ging es dann doch wieder bergauf. Im Salinenhof gibt es heute ein modernes Restaurant mit einer schönen Terrasse. Die Kunstakademie Bad Reichenhall ist auch in der Saline untergebracht. Die alten Stollen, in denen Salz abgebaut wurde, und das Saline-Museum kann man im Haupthaus ansehen. Gegenüber der Alten Saline steht ein Gebäude von Friedrich von Gärtner: eine Kopie der Staatsbibliothek München. Dann geht es zurück zum alten Rathaus. Auf dem Rathausplatz gibt es das Neue und das Alte Rathaus, eine Eisdiele und ein Restaurant. Auf dem Wittelsbacher Brunnen thront ganz oben die Bavaria. Das Alte Rathaus wurde 1849 bis 1850 nach einem Stadtbrand errichtet. Die Fresken zeigen: Caritas, Justitia, Karl der Große, Heilige Rupertus, Friedrich I. Barbarossa und König Ludwig I.

Gleich links vom Alten Rathaus findet man den historischen Brauereigasthof Hotel Bürgerbräu mit seinem Biergarten. Die Küche ist bayrisch und gut, so wie es sich gehört. Hier wurde ab 1494 Bayerns reinstes Bier gebraut, nach strengeren Auflagen als es das Bayerische Reinheitsgebot von 1516 vorschreibt. Das war wichtig, den die Arbeiter in der Saline sollten nicht krank werde;, außerdem gehört Bier zur bayerischen Gemütlichkeit. In der Fußgängerzone geht es zur Aegidikirche. Der hohe Turm wurde als Feuerwachturm genutzt. An der Fassade kann man noch romanische Spuren entdecken, die erste Kirche wurde 1160 erbaut, gotisiert und nach einem Stadtbrand wieder aufgebaut. Der Innenraum hat drei große Glasfenster von 1880, ein schönes Kreuzrippengewölbe und einen schiefen Chor, das soll das geneigte Haupt Christi am Kreuz symbolisieren.

Josef Mack (1801-1882) war Apotheker und Bürgermeister in Reichenhall. Er entdeckte den Heilwert der Latschenkiefer. Sie hilft bei Atemproblemen, Lunge, Gicht, Muskel- und Durchblutungsstörungen. Die inzwischen erweiterten Mack-Präparate erhielten internationale Auszeichnungen. Die Josef Mack GmbH & Co.KG produziert bis heute Latschenkiefernölprodukte und verkauft sie im eigenen Laden.

Königlich entspannen, das ist das Thema im 40.000 Quadratmeter großen Königlichen Kurgarten. Er steht unter Denkmalschutz und bietet zusätzlich zu seiner Pflanzenpracht Brunnen, Skulpturen, Spazierwege, Liegen und Ruhebänke. Hier kann man hervorragend entspannen und zur Ruhe kommen. Richard Wagner lernte Cosima, seine Ehefrau, im Kurgarten kennen. Das Gradierhaus, von 1910 von Eugen Drollinger errichtet, ist das größte der Welt: Es ist 160 Meter lang und dreizehn Meter hoch. Die in der Alten Saline geförderte Sole rieselt über eine Wand aus Schwarzdornbüschen und verströmt dabei heilkräftige Aerosole. Gleich daneben befindet sich die Wandelhalle mit einem Solebrunnen, an dem man selber salziges Wasser zapfen kann. Der Alpensole-Springbrunnen vor dem Gradierhaus lädt mit seinen bequemen Holzstühlen zum Verweilen ein. Das Kurmittelhaus im Jugendstil wurde 1928 von Max Littmann gebaut, der auch das Hofbräuhaus in München baute. Es gab damals Anwendungen in pneumatische Kammern, was bei Atembeschwerden den Patienten sofort half. Es hielt aber nicht lange an, so mussten sie in einem Jahr wieder zur Kur kommen. Das Asthmaspray hat die Kammern inzwischen erübrigt. Im Königlichen Kurhaus, das auch von Max Littmann gebaut wurde, trafen sich die Kurgäste aus Russland, England, Italien, Frankreich und Österreich. Sie suchten Gesundheit und wollten sehen und gesehen werden. Es war der Treffpunkt der feinen Gesellschaft. Heute dient das Haus für zahlreiche Veranstaltungen. In der Konzert-Rotunde von 1912 finden heute noch im Winter und bei schlechtem Wetter Kurkonzerte der Bad Reichenhaller Philharmoniker statt. Im Sommer spielen sie im Freien im Musikpavillon. Ludwig Ganghofer und Henrik Ibsen haben sich von der Region und Leuten für ihre Romane inspirieren lassen.

Ein absoluter Höhepunkt in Bad Reichenhall ist eine Seilbahnfahrt zur Bergstation des Predigtstuhls in 1583 Meter Höhe. Es ist die älteste original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt. Die Fahrt ist nicht preiswert, aber es lohnt sich. Das Bergrestaurant ist luxuriös im Stil der 1930 Jahre eingerichtet. Man kann zum 1613 Meter hohen Gipfel aufsteigen, ein anderer kurzer und auch leichter Weg führt in 15 Minuten zur gemütlichen Almhütte Schlegelmulde. Die Speisekarte ist nicht groß: es gibt Leberkas mit Kartoffelsalat, Kaspressknödel mit Kräuterquark und Salat, Spinatknödel mit Käse und zerlassener Butter, Käsespätzle mit Röstzwiebeln und Salat und Wiener Schnitzel vom Schwein mit Kartoffelsalat und Preiselbeeren. Neben den Bergen zum Wandern und Radeln gibt es den wunderschönen Thumsee vor den Toren Bad Reichenhalls, der bequem mit dem Stadtbus zu erreichen ist. Das Schwimmen im 21 Meter tiefen See ist erfrischend und schön, denn dabei wird man von einer 360 Grad Bergkulisse umringt. Eine andere Schwimmmöglichkeit bietet das Thermalbad Rupertustherme.

Bad Reichenhall hat Geschichte, Salz, Bier und den Genuss. Natürlich gibt es auch die in Salzburg erfundene Mozartkugel im Café Reber, im süßen Paradies. Neben der bayerischen Küche warten auch griechische, italienische, kroatische und chinesische Restaurants mit ihrer traditionellen Küche. Steaks, Burger und Pizzen fehlen natürlich auch nicht. Es gibt erstaunlich viele Eisdielen, so glaubt man fast, in Italien zu sein.

Weitere Informationen
www.bad-reichenhall.de
www.bayern-tourismus.de
www.chiemgau.de
www.berchtesgadenerland.de
www.erlebe.bayern
www.brauereigasthof-buergerbraeu.de
www.kunstakademie-reichenhall.de
www.reber.com
www.predigtstuhlbahn.de
www.boesner.com

Über den Autor

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.